Kann-See: Bürgerinitiative macht mobil

Kann-See: Bürgerinitiative macht mobil

Rhein-Zeitung - Ausgabe Neuwied vom 17.06.2005, Seite 15.
Kann-See: Bürgerinitiative macht mobil

Birgit Amblank aus Neuwied einstimmig zur Vorsitzenden gewählt - Uneinigkeit über richtige Strategie - Resolution an Behörden vorerst auf Eis gelegt.
Neuwied hat eine neue Bürgerinitiative (BI). Während der Versammlung im "Bootshaus am Pegelturm" gründete sich am Mittwochabend die BI "Naherholungsgebiet Engerser Feld/Kann-See Neuwied". Gab es bei der Abstimmung über den Vorstand noch Einigkeit unter den Bürgern, so zeigten sich bei der Diskussion um die Strategie gegenüber den Behörden erste Differenzen.

NEUWIED. Die Reihen sind aufgestellt, aber noch nicht geschlossen. So lässt sich der Zustand der Bürgerinitiative "Naherholungsgebiet Engerser Feld/Kann-See Neuwied" nach der Gründungsversammlung am Mittwochabend im "Bootshaus am Pegelturm" beschreiben.
Nur mit einigen Enthaltungen wählten die etwa
100 Bürger den Vorstand der Initiative: An der Spitze steht die 34-jährige Juristin und Mediatorin Birgit Amblank aus Neuwied. Die BI sollte nach ihren Worten prüfen, "welche juristischen, demokratischen und ökologischen Argumente es gegen die Aktionen am Kann-See gibt". Ziel müsse es jedoch sein, "die Maßnahmen im Engerser Feld rückgängig zu machen". Um das zu erreichen, sollte die Initiative aus ihrer Sicht das Gespräch mit den Behörden suchen.
Zu ihrem Stellvertreter wählten die Anwesenden Gerhard Breßler. Der Kaufmann hatte bereits während der ersten Versammlung juristische Argumente gegen die Sperrung des Kann-Sees präsentiert. Gegenüber der RZ kündigte er an, dass er schon in naher Zukunft eine Klage gegen die Aktionen im Engerser Feld anstrebt.
Ebenfalls mit im Boot ist der Vorsitzende des Angelsportvereins Bendorf, Peter Speier. Bekanntlich waren die Angler noch bis Anfang April am See ansässig, ehe ihr Pachtvertrag kurzerhand von der Firma Kann wegen der geplanten Rekultivierung gekündigt werden musste. Speier wurde zum Beisitzer gewählt.
Mitinitator Roland Knapp steht der BI künftig nur noch beratend zur Seite. "Ich bin froh, dass Peter Speier als Beisitzer kandidiert hat, weil ich gesundheitlich an meine Grenzen gestoßen bin".
Das hielt den ehemaligen Stadtsprecher jedoch nicht davon ab, eine zweiseitige Resolution vorzubereiten, mit der sich die Bürgerinitiative unter anderem an Ministerpräsident Kurt Beck, das Innen- und Umweltministerium, die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord sowie Stadt und Kreis wenden will.
Für die Sperrung des Kann-Sees - "total überzogene, auf falschen Beurteilungen der staatlichen Bürokratie fußende Eingriffe" - sind laut dem Papier SGD Nord, Stadtrat und -verwaltung, Landkreis Neuwied und die "ausführende" Firma Kann verantwortlich. Das "Paradies Kann-See" sei dabei den "Fetischen" Trinkwasser- und Naturschutz geopfert worden. Gefordert wird deshalb eine Wiederherstellung des See-Rundwegs.
Kein gutes Haar lässt die Resolution an dem "Nutzungs- und Handlungskonzept Engerser Feld" der Stadt. Die verfolge damit das Ziel, "Steuer zahlende Hundehalter in irgendwelche entfernten Ecken des Engerser Feldes zu vertreiben". Auch bei den Bürgern erntete das Konzept viel Kritik.
Die teilweise polemische Resolution stieß jedoch auch auf Widerstand. "Wir sollten eine klare Sprache sprechen, aber am Schluss signalisieren, dass man zu einem Gespräch bereit ist. Juristische Schritte bringen nichts als Ärger und kosten Geld", sagte ein Bürger. Auch Dietmar Rieth, Grünen-Fraktionschef im Stadtrat warnte davor, "sofort in die Konfrontation reinzugehen". Gegenüber der RZ kündigte Rieth an, den Kann-See zum Thema einer Anfrage im Stadtrat zu machen.
Allerdings gab es auch schärfere Töne. Einige Bürger schossen sich dabei auf die Stadt und insbesondere Bürgermeister Rainer Kilgen ein. Roland Knapp wehrte sich vehement gegen solche "politischen Kämpfe". Die Bürgerinitiative sei überparteilich und beschäftigt sich nach seinen Worten ausschließlich mit dem Kann-See.
Die Abstimmung über die Resolution wurde vorerst vertagt. Ein Redaktionsausschuss soll jetzt möglichst schnell eine neue Version erarbeiten.
   
Christian Kunst





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