Der Silbersee im Engerser Feld ist seit Jahrzehnten ein Ort der Naherholung, der zum Entspannen einlädt und zum ökologischen Gleichgewicht beiträgt.
Seit 1875 ist das Gelände, auf dem früher Kies abgebaut wurde, im Eigentum der Familie Scheidweiler. Jetzt möchte Werner Scheidweiler seinen Grund verkaufen und gleichzeitig erhalten wissen. Doch das gestaltet sich für den 85-Jährigen schwieriger als gedacht. Immer wieder kommt es zu Missverständnissen mit der Kreisverwaltung Neuwied. Und auch die Preisvorstellungen gehen deutlich auseinander: Auf der Internetseite des Silbersees hat Scheidweiler sein fünf Hektar große Gelände bereits zum Verkauf angeboten, und zwar zu einem aus seiner Sicht angemessenen Preis: 10 Euro pro Quadratmeter. Das würde in der Addition eine Verkaufssumme von einer halben Million Euro ergeben. Die Verwaltung hat hingegen angedeutet, dass sie in diesem Gebiet gerade einmal 3,50 Euro pro Quadratmeter für einen üblichen Kurs hält. Das wären 175 000 Euro.
"Ich werde immer älter, und es fällt mit zunehmend schwerer, mich um alles zu kümmern“, begründet Scheidweiler seine Entscheidung, das Familiengrundstück verkaufen zu wollen. Der 85-Jährige kann sich noch gut an die Entwicklung des Sees erinnern. So habe seine Familie bereits nach dem zweiten Weltkrieg damit begonnen, das Gewässer und die Umgebung zu renaturieren. „Wir haben hier einen Ort geschaffen, an dem Menschen zur Ruhe kommen können, an dem man die Natur erleben und dem Stress entfliehen kann“, betont Scheidweiler. Das einzige Problem ist aus seiner Sicht die Kreisverwaltung: „Ich habe das Gefühl, dass man mir immer neue Steine in den Weg legt und sich immer neue Auflagen ausdenkt“, klagt der Senior. So dürfe im See weder geangelt werder, noch sei es möglich, eine Rast einzulegen, da diese dann als „wildes Campen“ eingestuft würde. Hinzu komme, dass es nicht möglich ist, nahe des Sees zu parken. „Mit ihren Vorschriften vergrault mir die Kreisverwaltung jeden potenziellen Käufer“, kritisiert Scheidweiler und ergänzt, vom Kreis ebenfalls ein Kaufangebot erhalten zu haben, das aber deutlich unter dem geforderten Zielbetrag gelegen habe. Diese Aussage weist Ina Heidelbach von der unteren Wasserbehörde des Kreises mit deutlichen Worten zurück: „Es gab nie ein offizielles Kaufangebot von unserer Seite“, sagt sie. Vielmehr habe es ein zwangloses Gespräch gegeben, in dem Scheidweiler die Preise mitgeteilt wurden, die normalerweise im Engerser Feld üblich seien.
Auch der Vorwurf, man erdenke immer neue Vorschriften, sei so nicht korrekt: „Der Silbersee liegt in der Wasserschutzzone 3a, und für dieses Gebiet gibt es konkrete Vorschriften“, betont Heidelbach, die noch auf ein weiteres Problem aufmerksam macht: „Im Falle eines Verkaufs an den Kreis müssten alle Hochbauten auf dem Gelände abgerissen werden, weil keine Genehmigung vorliegt. “Für Scheidweiler eine traurige Vorstellung, schließlich hatte er immer das Ziel vor Augen, aus dem Silbersee einen Treffpunkt zu machen, an dem Kultur und Natur zusammenkommen. Deshalb hatte eine größere Anglerhütte und mehrere kleinere Unterstände am See gebaut. Alles abzureißen, würde ihm das Herz brechen: „Ich habe so viel Herzblut investiert“, sagt er.
Dass manches schwerfällt, versteht auch Heidelbach: „Es ist natürlich ein sehr emotionales Thema, aber auch ein Grundstückseigentümer muss sich im Wasserschutzgebiet an die Regeln halten“, hält sie fest.
Trotz der widrigen Umstände und der Probleme könnte sich der Kreis gut vorstellen, das Silbersee-Gelände zu erwerben. Dies ginge allerdings nicht ohne die Zustimmung des Werksausschusses: „Wir möchten ebenso wie der jetzige Besitzer die Natur schützen und im Interesse des Wasser- und Bodenschutzes handeln“, betont Heidelbach. Die Vorschriften rund um die Wasserschutzgebiete im Kreisgebiet sind unter www.kreis-neuwied.de nachzulesen.
Quelle: RZ-Kreis Neuwied vom Samstag, 8. Juli 2017, Seite 13
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