Schloss Engers

Zur Jagdsaison kam Leben in das Anwesen

Schloss Bauwerk in Engers vielfältig genutzt: Lustschloss, Krankenhaus, Museum, Kulturhaus

Engers. Es hat eine bewegte Geschichte hinter sich, das Schloss Engers in Neuwied. Erbaut von 1759 bis 1762, beheimatet das spätbarocke Schlossgebäude heute die Geschäftsstelle der Landesmusik-Stiftung Villa Musica, einen Museumsbereich mit alten Musikinstrumenten und Gemälden kurtrierischer Fürsten sowie ein Hotel-Restaurant.

Angefangen hat die Historie des Schlosses schon knapp 200 Jahre vor seinem Bau mit dem Trierer Erzbischof Kuno von Falkenstein, der 1371 die Stadt Engers erwarb und am Rheinufer die Burg Kunostein erbaute. Sein Bruder und Nachfolger Werner von Falkenstein verlegte die Zollstation von Schloss Stolzenfels bei Koblenz nach Engers, und Burg Kunostein wurde Zollburg. Sie überstand die Zeit des Mittelalters ohne größere Zerstörungen.

Im Jahr 1758 ließ der damalige Trierer Erzbischof und Kurfürst Johann Philipp von Walderdorff die Burg abreißen. Erhalten ist heute lediglich noch der Graue Turm der alten Zollstation. Der Architekt Johannes Seiz, ein Schüler Balthasar Neumanns, wurde mit der Planung der Arbeiten für ein neues Schloss beauftragt. Unter Beteiligung des Hofstuckateurs Michael Eytel, des Koblenzer Malers Januarius Zick und des Bildhauers Ferdinand Dietz entstand von 1759 bis 1762 das spätbarocke Schloss Engers.



Diesen Blick auf Schloss Engers können die Schiffer auf dem Rhein genießen – und die Fußgänger am Ufer.


Nur während der Jagdsaison im September eines Jahres hielt sich der Kurfürst im Schloss auf. In der restlichen Zeit stand es leer und wurde für durchreisende Fremde zur Besichtigung geöffnet. Nach dem Ende des Kurfürstentums wurde das Schloss 1803 dem Fürsten zu Nassau-Weilburg als Sommerresidenz zugewiesen. Als Engers nach dem Wiener Kongress preußisch wurde, nutzte man das Gelände zwischen 1862 und 1914 als Kriegsschule. In den Kriegszeiten 1870/71 und zwischen 1914 und 1917 diente das Schloss als Reservelazarett. Im Jahre 1928 wurde das Gelände an die Josefs-Gesellschaft für Behindertenfürsorge zur Nutzung als Heim-, Heil- und Lehranstalt verkauft. Es entstand eine orthopädische Klinik, die bis 1988 Bestand hatte. Das Schloss stand zwei Jahre lang leer, bis es 1990 vom Land Rheinland-Pfalz übernommen wurde. Nach umfassender Renovierung und Umrüstung für musikalische Zwecke wurde das Schloss 1995 der Landesstiftung Villa Musica übergeben und 1999 an sie verkauft. Seitdem ist die Kammermusikstiftung des Landes Rheinland-Pfalz Schlossherrin.

Das Schloss birgt viele kunsthistorische Schätze. Der Ehrenhof ist noch komplett vom schmiedeeisernen Gitter umgeben, das in den meisten Barockschlössern später abgetragen wurde. Hinter dem Hauptportal öffnet sich die für die damalige Bauzeit typische barocke Hauptraumfolge: Vestibül, Gartensaal, Treppenhaus, Vorzimmer und Festsaal, der als Spiegelsaal angelegt ist.

Spiegelsäle waren damals nicht nur ein Zeichen der barocken Lust an optischen Täuschungen, sondern galten auch als Zeichen von großem Reichtum. Denn die Anfertigung von Spiegelglas in größeren Abmessungen war teuer. Steht man in diesem Saal, sollte man unbedingt den Blick zur Decke wenden. Die ist reichhaltig mit Fresken des Malers Januarius Zick dekoriert, die verschiedene Jagdszenen zeigen. Der Saal der Diana verdankt diesen Szenen, die die Jagdgöttin Diana im Kreis ihrer Nymphen und Faunen zeigen, seinen Namen. Die virtuosen Stuckaturen an Wänden und Decke tauchen den Raum in ein magisches Licht aus grünen und gelben Pastelltönen.

Der Maler Johann Rasso Januarius Zick kam im Februar 1730 in München zur Welt und starb im November 1797 in Ehrenbreitstein. Die Freskenmalerei lernte er bei seinem Vater Johannes Zick, mit dem er unter anderem in der Würzburger Residenz arbeitete. Zick malte nach der klassischen „al fresco“-Methode, bei der in Wasser gelöste Farbpigmente auf den frischen Putz aufgetragen werden. Beim Carbonisationsprozess des Kalkes werden dann die Pigmente stabil in den Putz eingebunden. Seine Deckenmalereien im Dianasaal brachten ihm die Beförderung zum kurtrierischen Hofmaler ein. Januarius Zick arbeitete auch eng mit dem Neuwieder Kunsttischler David Roentgen zusammen, für den er Intarsienbilder entwarf. Das angrenzende Rosenkabinett ist ein Kleinod im „porcellaine“-Stil mit außergewöhnlichen Stuckarbeiten von Michael Eytel. Im Appartement des Kurfürsten sind noch Stuckdecken und einige Ausstattungsstücke erhalten.



Schloss Engers heute

In den vergangenen 15 Jahren ist das Schloss zu neuem Leben erblüht – dank der Landesstiftung Villa Musica Rheinland-Pfalz. Sie hat Schloss Engers in ein Musikzentrum für ganz Rheinland-Pfalz verwandelt, doch das Schloss ist noch vieles mehr: Museum und Ausstellungsgebäude, ein Standesamt in einmaliger Lage, Tagungshotel und Restaurant.

Immer mehr Menschen machen dort ihren Traum wahr, in einem Märchenschloss zu heiraten. Und Schloss Engers ist Standesamt, Trausaal, Festsaal, Hotel und Hochzeitssuite in einem.

Heute präsentiert sich das Schloss als Museum, Ausstellungsort, Austragungsort für hochrangige Konzerte nicht nur im Rahmen des Festivals Rheinvokal, als Kulisse für Open-Air-Veranstaltungen, für Oster- und Weihnachtsmärkte und vieles mehr. Ein Teil seiner wechselvollen Geschichte wird regelmäßig am „Original-Schauplatz“ nachgespielt. Auch in diesem Jahr ist es am 20. und 21. August Austragungsort des größten barocken Festes in Rheinland-Pfalz. „Barock am Rhein“ zeichnet das barocke Leben in und um das Schloss nach. Höhepunkt ist das Historienspiel „Kurfürst Clemens Wenzeslaus: Die Flucht“ am Samstag, 20. August, um 18 Uhr im Schlosshof.

Das Schlossmuseum mit dem Saal der Diana ist an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr zu besichtigen. Von Montag bis Freitag können Besucher tagsüber nach vorheriger Anmeldung einen Blick in den Saal der Diana werfen. Führungen können vereinbart werden mit Jan Höfer, 02622/926 42 56.

Hier weitere Infos zu Schloss Engers


Quelle: RZ Neuwied, 9. August 2011, Seite 18


Vom Schloss-Engers zum Silbersee

Ein Fußweg entlang des Rheins, Fließrichtung abwärts, gelangen sie nach ca. 2 km zum Silbersee.


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