Bericht aus der Rhein -Zeitung vom 12.03.2001
Wissenschaftler stellten jetzt in Neuwied hydrogeologische Kartierung vor
• Von Ralf Brockmeier /
NEUWIED. Wissenschaftlich ist das Geologische Landesamt in Mainz über einen Zeitraum von zehn Jahren dem Grundwasser im Neuwieder Becken auf den Grund gegangen. Amtsleiter Dr. Harald Ehses und Dr. Karl-Heinz Hoh-berger stellten die Arbeit Mitgliedern des Neuwieder Stadtrats, des Kreistags und Behördenvertretern vor. Mit von der Partie bei den Neuwieder Stadtwerken waren auch Landrat Rainer Kaul, Erster Kreisbeigeordneter Dr. Ulrich Kleemann sowie die Bürgermeister Roth und Kilgen.
Nach der Vorstellung der Geologen soll die hydrogeologische Kartierung des Neuwieder Beckens kommunalpolitische Entscheidungshilfe sein. Dem schloss sich OB Roth in seiner Begrüßung an: „Das Engerser Feld bietet hervorragendes Trinkwasser für 150 000 Menschen. Daher sind größter Schutz und Sorgfalt vonnöten." Dr. Karl-Heinz Hohberger („Wesentlicher Faktor der Arbeit ist der Trinkwasserschutz. ") stellte anhand von 13 Karten die heutigen geologischen, hydrogeologischen, bodenkundlichen und hydro-chemischen Verhältnisse im Raum Koblenz-Andernach-Neuwied auf. Der Wissenschaftler gab auch Einblick in die geologische Situation, bevor die Landschaft durch den Ausbruch des Laacher See-Vulkans mit einer mächtigen Bimsdecke verhüllt wurde. Einen der Schwerpunkte bilden die umweltrelevanten Karten, aus denen die Wasserdurchlässigkeiten, die Tiefe der Grundwasserstände, die Grundwasserfließrichtungen und die Grundwasserneubildung zu entnehmen sind. Damit werden Grundlagen zur Wasserbilanzierung und des Grundwasserumsatzes geschaffen.
Für den genutzten Kiesgrundwasserleiter ist außerdem die flächenhafte Verteilung bestimmter Wasserinhaltsstoffe wie Chlorid und Nitrat dargestellt. So wird die Beeinflussung des Grundwassers durch Uferfiltrat von Rhein und Mosel sichtbar. Ein weiterer Schwerpunkt sind Karten, die den Schutz von Schadstoffeinträgen bewerten. Dazu gehört die allgemeine Bewertung der Schutzfunktion der Grundwasserabdeckung, die vor allem der Abschätzung von Gefährdungspotenzialen in Trinkwasserschutzgebieten dient. Auch die Gefährdung von Nitratauswaschungen wird aufgezeigt. So ist zu erkennen, welche Flächen aufgrund der Auswaschungsgefahr besonders empfindlich gegenüber von Stoffeinträgen aus der Düngung sind. Die Landwirtschaft im Neuwieder Becken hat offensichtlich ihre Hausaufgaben gemacht. Lagen die Nitratwerte 1993 mit 90 mg/L noch deutlich über dem Grenzwert liegen sie heute deutlich darunter.
Dr. Karl-Heinz Hohberger: „Das Kartenwerk soll als Entscheidungshilfe dienen, wie bei der Ausweisung von Wasserschutzgebieten, Industrie-, Gewerbe- und Baugebieten." Sichtlich beeindruckt von der Präsentation zeigte sich Landrat Kaul: „Das Engerser Feld und die Trinkwassersicherheit sind ein sehr sensibles Thema. Hier kollidieren unterschiedliche Interessen. Die Trinkwasserversorgung als herausragender Bereich muss deutlich werden." Die Antwort auf die Frage, wie es mit dem Engerser Feld weitergeht, war schnell gesagt: „Natürlich Naturschutzgebiet." Aber bei diesem Bestreben dürfe auch die Erholungsfunktion der Menschen nicht vergessen werden. Das Ziel: Erholung mit dem Naturschutz verbinden.
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