Bürokraten wollen "Paradies am Silbersee" zerstöre

Bürokraten wollen "Paradies Silbersee" zerstören

Neuwieder Stadt-Anzeiger vom 02.05.2001

Kein Herz für Kinder?

von Rainer Wolf und Silke Müller/Fotos

Neuwied-Engers. - Eine Landschaft wie aus einem Märchen: zwei Seen mit glasklarem Wasser, viele Freizeitmöglichkeiten wie Angeln, Wandern, Grillen, Ruhen, Malen, ein Abenteuerspielplatz, liebevoll gestaltete “kl. Dolomiten", Grotten, “Drachenfels", Simonsburg, Rolandsbogen, “Iglu".

Das ist der “Silbersee" ehemals eine Kiesgrube, 5 ha groß, ein Naherholungsgebiet mit Freizeitcharakter, Privatbesitz von Werner Scheidweiler (69).
Seit Jahren kommen Schulklassen, um Tiere im “Paradies am Silbersee" zu beobachten, um gegen den “Drachen" (ehemalige Baggerschaufel) zu “kämpfen" / um an einer der Grillhütten mitgebrachte Würstchen zu brutzeln - ein echtes Abenteuer für einen Tag.

Und damit soll jetzt Schluss sein! Denn nach Ansicht von kompromisslosen Bürokraten in der Koblenzer Bezirksregierung und der Neuwieder Stadtverwaltung ist der Silbersee dem Wasserschutz im sog. Engerser Feld abträglich. All das, was Scheidweiler senior und sein Sohn Stefan (37) aufgebaut haben und naturverbundenen Menschen kostenlos (!) zur Verfügung stellen, muss weg!
Stefan Scheidweiler fassungslos: “Wir haben eine Gnadenfrist von einem Jahr bekommen, um unser Paradies zu zerstören. Halten wir uns nicht daran, kommen die Bagger im Auftrag der Stadt und reißen alles nieder. Das musste mir der Bürgermeister Rainer Kilgen in unserem Gespräch am 10. April mitteilen."
Soll hier mit dem Argument “Wasser- und Naturschutz" ein natürliches Gebiet dem Erdboden gleich gemacht werden?

Wer das private Paradies besucht, kann da nur den Kopf schütteln. Denn auf der einen Seite Natur pur, wird in unmittelbarer Umgebung Bitumen produziert, Straßenpflaster usw. Und dort wachsen so gut wie keine Bäume, ist keine paradiesische Ruhe, kann von "Naherholung" nicht gesprochen werden.
Wen wundert's da, dass Werner Scheidweiler die Frage stellt: “Warum dürfen die Firmen in nächster Nähe immer noch produzieren? Mir wurde der Kiesabbau aus eben den wasserrechtlichen Gründen schon 1990 verboten.
" Warum?

Seit er im erzwungenen "Unruhestand" lebt, hat Scheidweiler es sich in erster Linie zur Aufgabe gemacht, das Gebiet rund um den Silbersee zu einem Refugium für Tiere und Pflanzen zu machen. Und die Menschen will er dabei keineswegs aussperren. "Wir müssen der Natur auch etwas zurückgeben, wenn wir ihr etwas genommen haben." Diesen Leitsatz hat Werner Scheidweiler schon von seinem Vater Ferdinand immer wieder gehört.

Und das waren keine leeren Worte. Schon 1948/49 wurden am Silbersee Bäume gepflanzt, als das Wort Rekultivierung noch weitestgehend unbekannt war.
50 Jahre alte Akazien stehen daher am See. "Akazien bilden ein festes Wurzelwerk und stabilisieren damit den Boden, spenden Schatten und liefern den Bienen reichlich Nektar", sagt Werner Scheidweiler.

Kuckuck, Nachtigall und Pirol haben beispielsweise den Silbersee zu ihrer Heimat gemacht. Den Eisvogel kann man beobachten. Aber auch Raben gibt es hier und einen Reiher, der immer wiederkommt.

Vielfältig wie die Vogel- ist auch die Pflanzenwelt. Ein Spaziergang wird hier zum schieren Vergnügen, denn überall gibt es Sitzgelegenheiten und idyllische Plätzchen.
Soll der Silbersee, ein echter Schatz, wirklich von Bürokraten kaputt gemacht werden?


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Neuwieder Stadtanzeiger, Hohenfelder Str. 5, 56068 Koblenz

Infos unter www.silbersee.de


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