Stadt zeigt Härte: “Aus” für den Silbersee

Stadt zeigt Härte: “Aus” für den Silbersee

Neuwieder Stadt-Anzeiger Mittwoch, 15.08.2001

Stadt zeigt Härte: "Aus" auf Raten für den Silbersee

Paradies vom Abriss bedroht !

von Rainer Wolf

Neuwied-Engers. Das Freizeitgelände Silbersee - ein Refugium für Tiere , Pflanzen, kleine und große Menschen (wir berichteten). Jetzt ist es ein Paradies mit Verbotsschildern! An jedem Spielgerät, an jeder Bank, an jeder Grillhütte sind gelbe Tafel angebracht: “Auf Anordnung der Stadt Neuwied ist das Benutzen ab sofort Verboten!"
Die Besucher fassen es nicht, fluchen über die "bürgerfeindlichen Maßnahmen" der Bürokratie. Grund: Am 3. August hat Silbersee-Eigentümer Werner Scheidweiler (69) Post von der Stadt erhalten. Ein böses Schreiben. Unter dem Aktenzeichen: 00626-01-05 heißt es u.a. “Nutzungsuntersagung [§81 Landesbauordnung (LBauO)]
1. Die Stadt Neuwied als Untere Bauaufsichtsbehörde untersagt Ihnen hiermit die Nutzung der auf dem o.g. Grundstück aufgestellten Spielgeräte und die Nutzung der in der 'Reiherbucht' aufgestellten Pfahlhütte ab sofort. Da Gefahr für Leib und Leben besteht wurde auch hier die sofortige Vollziehung angeordnet. Es kann nicht abgewartet werden, bis ein Verwaltungsstreitverfahren endgültig klärt, ob die Nutzungsuntersagung rechtmäßig ist."

Alle anderen liebevoll von Scheidweiler gestalteten Fantasiebauten wie die "kl. Dolomiten", Grotten, "Drachenfels", Simonsburg, Rolandsbogen, "Iglu" wurden bei der städtischen Begehung fotografiert und werden jetzt ausgewertet.
Sohn Stefan Scheidweiler ziemlich erbost: “Die Stadt kam unangemeldet auf unser Gelände. Wir waren bei der Ortsbesichtigung nicht dabei."
Ein neuer Höhepunkt um "die Schlacht vom Silbersee". Sind die Spielgeräte tatsächlich eine Gefahr für Leib und Leben ? Stefan Scheidweiler: "Ein Witz. Die Schaukeln wurden uns seinerzeit von der Stadt zur Verfügung gestellt !"
Wir haben den Neuwieder Bürgermeister Rainer Kilgen um eine Stellungnahme gebeten.

Hier ist sie im Wortlaut:
"Die Problematik der ' Bauten im Außenbereich ' beschäftigt die Verwaltung schon länger. Auch durch die Aktuelle Diskussion und die Presseberichte wurden aber 'Silbersee' mögliche Gefahren offenkundig. Daher hat die Verwaltung eingegriffen.
Es kann nicht um Ermessensspielräume gehen, sondern es muss einzig und allein darum gehen, geltendes Recht umzusetzen. Bei der Ortsbesichtigung durch Fachpersonal in dem erforderlichen zeitlichen Rahmen wurden die Spielgeräte überprüft. Dabei stellte sich heraus, dass die Geräte nicht den Sicherheitsvorschriften entsprechen. Da das Gelände öffentlich zugänglich ist, musste im Interesse der Sicherheit der Kinder die Nutzung untersagt werden.
Von der Baueinstellungsverfügung sind im Grunde alle Bauten betroffen. Es darf also grundsätzlich nicht weitergebaut werden. Die Nutzungsuntersagung betrifft die Spielgeräte und einen Pfahlbau am See, gegen den erhebliche statische Bedenken bestehen.

Die Nutzungsuntersagung bedeutet, dass keine Nutzung stattfinden darf und durch eine entsprechende Beschilderung darauf hingewiesen werden muss.
Vom Abriss ist noch keine Rede. Was im Einzelnen entfernt werden muss, wird erst in dem nächsten mit einer Anhörung des Betroffenen beginnenden Verfahren geklärt."
(Bleibt die Frage, wieso Presseberichte mögliche Gefahren offenkundig machten......)
Wie geht es jetzt weiter? Kommt es zu einer generellen Abbruchverfügung, hätten die Scheidweilers drei Jahre Zeit, den Iglu, "Simonsburg", den "Rolandsbogen" und die anderen künstlerisch gestalteten Bauwerke dem Erdboden gleichzumachen. Nur der See - der dürfte bleiben!

Die Vertreibung aus dem Paradies hat begonnen. In Raten..........



Leser Briefe in der Rhein-Zeitung
Schwarzbauten sollen weg - Reiner Killgen sagt den

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