Derzeit kein Handlungsbedarf

Derzeit kein Handlungsbedarf

Rhein-Zeitung, 13.03.1989

Der Rhein überflutete im April .1983 das Trinkwasserschutzgebiet Engerser Feld. Bürger wollen beobachtet haben, dass Rheinwasser den Silbersee überschwemmte. Davor warnt jetzt Wassergutachter Dr. Zipfel, weil dies sich auf die Qualität des Trinkwasserreservoirs auswirken könnte. Daher fordert Dr. Zipfel entsprechende Maßnahmen.

SPD und CDU lehnten Anträge der Grünen ab

“Derzeit kein Handlungsbedarf"

Neuwieder Stadtrat diskutierte Trinkwasserschutz im Engerser Feld
hep- Die Beschlussvorlage der Stadtratsfraktion “Die Grünen" wurde in der jüngsten Sitzung von SPD und CDU-Fraktion abgelehnt. Die Grünen hatten gefordert, die Wasserschutzzonen über das gesamte Engerser Feld auszudehnen, den Einsatz von Dünger und Gülle in diesem Bereich zu verbieten, den Steinsee zu rekultivieren und zu umzäunen und ein Konzept zur Verminderung des Trinkwasserverbrauchs zu erarbeiten.

Fraktionsvorsitzender Wilfried Petry (Grüne) zitierte eine Untersuchung des Wassergutachters Dr. Zipfel, der die Auffassung der Fraktion teile. So kann, laut Gutachten, bei extremem Hochwasser der Inhalt des Kannsees zu 20 Prozent aus Rheinwasser bestehen. Dies sei deshalb bedenklich, weil der Kannsee mit dem Grundwasser und so auch mit dem Trinkwasserreservoir verbunden sei.
Weiter heißt es, dass die Qualität des Rheinwassers für den gesamten Grundwasserbereich des Engerser Feldes maßgebend sei. Deshalb sei es zu begrüßen, wenn für die Unterschutzstellung des Gewässerbereiches und für dessen dauernde Überwachung Sorge getragen werde. Dr. Zipfel unterstrich, dass der Bereich zwischen Kannsee und Rhein nicht durch weitere Abgrabungen verändert werden dürfe. Ferner müsse der Rand des Kannsees, der Scheidweilersee und ein weiterer kleiner See zum Rhein hin gegen jegliches Hochwasser gesichert werden. Dann empfiehlt der Gutachter eine dauernde Kontrolle der Wasserqualität in Kann- und Steinsee.
Petry warf der Verwaltung vor, es gebe keine sichtbaren Bemühungen, um das Trinkwasser wirksam zu schützen. Tumultartige Proteste von SPD- und CDU-Fraktion waren die Folge. Oberbürgermeister Schmelzer wies Petry in die Schranken und warf im vor, an der falschen Front zu kämpfen. Schließlich hätten die Grünen damals mitgestimmt, als es um die Genehmigung zur Auskiesung auf dem ehemaligen Rennbahngelände an der Hafenstraße gegangen sei: “Und damals haben wir aufgrund des Ratsbeschlusses mit den Firmen Verträge abgeschlossen," erklärte Schmelzer.
Sigurd Remy bezichtigte die Grünen, sie versuchten mit den Ängsten der Bürger politische Vorteile zu erringen. Derzeit gebe es in Sachen Trinkwasserschutz keinen Handlungsbedarf. Welchen Wert das Trinkwasser für die SPD-Fraktion habe, sei daran zu erkennen, dass in den vergangenen Jahren drei Millionen Mark für den Ankauf landwirtschaftlicher Flächen in der Schutzzone I ausgegeben worden seien. Der geplante Kiesabbau zwischen Panzerstraße und Rhein werde die Gesamtsituation im Engerser Feld verbessern, da der neue Kiessee als Freizeitzentrum ausgebaut und daher Stein- und Kannsee zum Baden nicht mehr benutzt werden dürften.
CDU-Fraktionsvorsitzender Joachim Faustmann sagte, es sei eine politische Unverschämtheit zu behaupten, für den Trinkwasserschutz sei bisher nichts getan worden. Die Grünen hätten wegen der Auskiesung einen Beschluss gefasst, nun “kalte Füße" bekommen und vor der Wahl jetzt diesen “Schauantrag" gestellt. Faustmann schlug vor, die Stadtwerke sollten künftig die Ergebnisse ihrer Trinkwasseruntersuchungen veröffentlichen.



Damm soll Trinkwasser schützen
Engerser Feld: Problem wird nur verschoben

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