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Kann-See: Sperrung war geplant

Kann-See: Sperrung war geplant

Rhein-Zeitung - Ausgabe Neuwied vom 07.06.2005, Seite 19.
Kann-See: Sperrung war geplant



Kilgen: "Haben damit nichts zu tun" - Konzept von 2001 sieht Teilung des Engerser Felds in Schutz- und Erholungszonen vor.

Bereits vor vier Jahren hat die Stadt Neuwied ein detailliertes Konzept für das Engerser Feld erarbeitet. Darin machen die Planer nicht nur Vorschläge, um das Gebiet für die Naherholung zu erschließen. Auch die von vielen Bürgern kritisierte Sperrung des Kann-Sees ist dort detailliert beschrieben.

NEUWIED. Wer den Neuwieder Baudezernenten Reiner Kilgen auf den Kann-See anspricht, bekommt eine geharnischte Antwort. "Wir lassen uns nicht in eine Diskussion reinziehen, mit der wir nichts zu tun haben." Äußern will sich der Bürgermeister nur zu "planerischen Dingen" - da liege die Zuständigkeit der Stadt.
Geplant hat die Stadt für das Engerser Feld bereits vor vier Jahren. "Es gab das Problem", sagt Bauamtsleiter Jörg Steuler, "dass viele Behörden für dieses Gebiet zuständig sind: Stadt, Kreis und SGD Nord." Um die sehr unterschiedlich gelagerten Interessen wie Natur- und Wasserschutz, aber auch Naherholung unter einen Hut zu bekommen, hat sich die Stadt laut Steuler damals entschlossen, "planerisch tätig zu werden und alle Behörden einzubinden". Das Ergebnis ist das "Nutzungs- und Handlungskonzept Engerser Feld", vor vier Jahren einstimmig vom Stadtrat abgesegnet und während einer Reihe von Versammlungen den Bürgern vorgestellt. Nächstes Ziel ist die Integration in den Flächennutzungsplan der Stadt, sagt Kilgen.
Störfaktor Modellflugplatz
Nach der jetzt begonnenen Rekultivierung am Kann-See lohnt ein erneuter Blick in das Konzept. Zwei Leitgedanken durchziehen das Papier: die Aufteilung des Gebiets in Zonen und die Lenkung der Besucher durch diese Gebiete. Als besonders schützenswert im Sinne des Arten- und Biotopschutzes erachten die Planer die Baggerseen, das Areal zwischen Kann- und Stein-See, das Rheinufer und das Urmitzer Werth.
Um dies zu erreichen wird in dem Konzept unter anderem eine "Beruhigung der Flächen durch extensivere Bewirtschaftung" vorgeschlagen. Wasser- und Uferbereiche sollen sich langfristig wieder zu Auensystemen entwickeln, um Brut- und Rastbiotope zu schaffen.
Als Störfaktor wird, neben zwei Gewerbestandorten, die zurückgebaut werden sollen, auch der Modellflugplatz angesehen - eine Störung, heißt es in dem Papier, "die letztlich nur durch Aufgabe dieser Anlage beruhigt werden kann".
Mehrmals ist in dem Konzept die Rede von der Schließung der See-Zugänge. Auch andere Eingriffe, die von der Firma Kann vorgenommen werden mussten, sind schon detailliert formuliert:
Anpflanzungen an den Rändern des Sees sollen gerodet werden, um Abbrüche an den Böschungen des Nordufers zu erleichtern.
Trampelpfade an den Seen sollen zugeschüttet oder mit Strauchhecken "aufgeraut" werden.
Es soll dafür gesorgt werden, dass Angelsport nur noch auf dem westlichen Teil des Stein-Sees möglich ist und "am Kannsee kein Angelsport mehr ausgeübt werden kann".
Allerdings erkennt das Konzept der Stadt auch den Status des Engerser Felds als "attraktiver Naherholungsbereich" an: "In den nördlichen, unempfindlicheren Landwirtschaftsbereichen ist die Einrichtung und der Ausbau von Wirtschaftswegen als zusätzliche Fuß- und Radwegeverbindung geplant. Dadurch soll ein Rundweg entstehen. Hinzu kommt ein zweiter Parkplatz am Schimmelsberger Weg, ein Infocenter am Parkplatz Hafenstraße und je eine Aussichtsplattform am Stein- und Kann-See.
Besonders wichtig ist der Stadt außerdem der Ausbau des Radwegs am Rhein zwischen Neuwied und Engers. Dabei hat sich die Verwaltung laut Bauamtsleiter Steuler gegen die Meinung anderer Behörden durchgesetzt. Mittlerweile gibt es für diesen Radweg bereits einen Aufstellungsbeschluss, sagt Kilgen.
152 Eigentümer betroffen
Die Umsetzung der anderen Vorschläge gestaltet sich da schwieriger - verteilt sich der Grundbesitz im Engerser Feld doch auf insgesamt 152 Eigentümer, ganz zu schweigen von Bund, Land, Kreis, Stadt und Stadtwerken, denen auch Flächen gehören. Einige will die Stadt kaufen oder als Ausgleichsflächen für Bauprojekte an anderer Stelle eintauschen.
Und was den Kann-See angeht, betont Bürgermeister Kilgen, stand schon vor vier Jahren fest: "Ein direkter Zugang zum Wasser ist nicht Bestandteil des Konzepts." Das geht allein deshalb nicht, weil das Papier für das südliche Engerser Feld und das Urmitzer Werth den "hohen Schutzstatus eines Naturschutzgebietes" vorschlägt. Für Kilgen kam die Sperrung des Sees denn auch wenig überraschend: "Wir waren über alle Maßnahmen informiert und haben abgeglichen, ob es dem Konzept entspricht."    
Christian Kunst

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