„Wir müssen der Natur auch etwas zurückgeben“

„Wir müssen der Natur auch etwas zurückgeben“

Fit und kreativ: Der 85-jährige Werner Scheidweiler aus Engers schafft einen Ort zur Erholung vom Alltagsstress



Werner Scheidweiler - Fotos: Marlies Becker 



Künstlerisch aktiv und stets in der Natur unterwegs: Werner Scheidweiler aus Engers hält sich mit zahlreichen Hobbys fit. Am Silbersee im Engerser Feld (linkes Foto) hat der fleißige Senior einen Ort geschaffen, an dem sich Besucher vom stressigen Alltag erholen und Ruhe finden können.



ENGERS. -mabe- Wer den 1932 in Engers geborenen Werner Scheidweiler trifft, kann ihm sein tatsächliches Alter kaum glauben. Der Senior hält sich mit zahllosen Hobbys und dem Schaffen von Kunst fit.

Letzteres betreibt er zumindest im Frühjahr, Sommer und Herbst an seinem geliebten Silbersee im Engerser Feld. Einem Ort, wo man seinen Träumen nachgehen und die Natur mit allen Sinnen erleben kann.

Dort hat sich der 85-Jährige in sieben Jahrzehnen einen Ort geschaffen, an dem Menschen zu Ruhe kommen, die Natur erleben und dem Stress entfliehen können. Die ehemalige renaturierte Kiesgrube ist ein Paradies für Tiere geworden, die hier im Winter zu Gast sind.

Das war nicht immer so, denn das Areal war bis in die 80er Jahre eine unspektakuläre Kiesgrube. Großvater Jakob kaufte 1875 das 50000 Quadratmeter große Gelände. Als Sohn Ferdinand aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekehrt war, betrieben sie dort ein Fuhrgeschäft und einen Kieshandel. Damals noch mit Schüppe und Hacke wurden Sand und Kies hier abgebaut.

Enkel Werner, der wie geplant hier einsteigen sollte, musste allerdings erst nach der Schule im Jahr 1947 eine Schlosserlehre bei einer Neuwieder Maschinenfabrik absolvieren. Der künstlerisch begabte junge Mann wäre lieber Bildhauer geworden, das allerdings war für Vater Ferdinand „Brotlose Kunst“ und eher als Hobby geeignet. Allerdings wollte er das Talent seines Sohnes nicht ungefördert verkümmern lassen und sponserte ihm den Unterricht bei einem bekannten Bildhauer aus der Region.

In den 50er Jahren boomte das Kiesgeschäft und die Scheidweilers rüsteten auf. Inzwischen gab es einen Schwimmbagger und ein Förderband, die zahlreiche Fundstücke aus vergangenen Jahrhunderten und Jahrtausenden zutage förderten. Dort fand der kreative Jungunternehmer immer wieder neue Steine, aus denen er rund um den See Sitzplätze und Kunstwerke schuf.

In den 60ern heiratete er seine Frau Hilde, mit der er einen Sohn und eine Tochter bekam. Während Tochter Iris als Kauffrau Karriere macht, verdient Sohn Stefan seine Brötchen im Bäckerhandwerk. Also kein Nachfolger im Kiesgeschäft, das in den 80ern aufgegeben wurde. Schon früh hatte Vater Ferdinand, der zeitlebens ein großer Naturfreund war, mit seinem Sohn Werner mit der Renaturierung begonnen.

„Wirmüssen der Natur auch etwas zurück geben, wenn wir ihr etwas genommen haben“, war sein Bestreben. Das setzte Sohn Werner dann auch in den nächsten Jahrzehnten um und schuf für sich und seine Familie zu denen inzwischen auch vier Enkel gehören ein kleines Paradies. Das wollte er auch mit anderen Menschen der Region teilen und mit dem Silbersee ein Naherholungsgebiet für die Menschen der Region machen.

Nach ersten Zusagen aus der Stadt- und Kreisverwaltung kamen schnell Bedenken und die verschiedensten Verordnungen flatterten dem Eigner auf den Tisch. Letztlich durften weder Autos ins Engerser Feld fahren, noch war es erlaubt zu campen, angeln oder schwimmen.
Seit das Areal als Wasserschutzgebiet ausgewiesen wurde, sind die Verbote noch strenger geworden. Picknicken darf man auf den wunderschöne gestalteten steinernen Sitzgruppen mit Sicht auf den Engerser Kirchturm seitens der Behörden nicht.
Auch eine steinerne Sitzgruppe, die nach Gattin Hilde benannt ist und Ausblicke auf den dunkelgrünen See bietet, wo sich die Bäume im glasklaren Wasser spiegeln, bleibt meist ungenutzt.
Wären nicht die vielen Verbotsschilder, könnten viele Menschen hier inmitten von Skulpturen aus Stein und Totholz, an Tischgruppen aus Fundsteinen schöne Stunden verbringen. So ist der Künstler meist allein hier.
Der 85-Jährige sägt, hämmert feilt und schleift momentan an unzähligen Gesichtern von bekannten Persönlichkeiten herum. Die stellt er in Kürze im Engerser Schloss aus.

Neben bei geht er noch ungezählten anderen Hobbys nach. Als Gründungsmitglied der KG Engers Rotweiß, ist er im Wagenbau engagiert. Als Präsident der KG sowie als Prinz war der humorvolle Rheinländer viele Jahre aktiv. Der Kunstkreis 74 und das Kegeln im Verein die Lachmänner hielten ihn fit. Die Lachmänner wurden altersbedingt weniger und auch Werner Scheidweiler schafft es nicht mehr so richtig die Silbersee idylle zu erhalten.
Er denkt über einen Verkauf nach. Noch hat sich kein Käufer gemeldet. Viele künstlerische Zukunftsprojekte, wie die großen Neuwieder Raiffeisen, Krupps und Prinz Max zu gestalten sind noch in der Pipeline.
Das Holz dafür allerdings liegt schon griffbereit unter dem monumentalen Drachen. Dem Lieblingsplatz an dem Werner Scheidweiler so viele Stunden verbracht und an dem somanches tolle Kunstwerk entstanden ist.


Quelle: Neuwied am Wochenende, Woche 42 vom 21.Oktober 2017



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