Schwarzbauten sollen weg - Reiner Killgen sagt den

Schwarzbauten sollen weg

Rhein-Zeitung - Ausgabe Neuwied vom 18.08.2001, Seite 11.

Schwarzbauten sollen weg

Reiner Kilgen sagt ungenehmigten "Hütten im Außenbereich" den Kampf an - Widerstand regt sich

Jahre lag das Thema in der Schublade, und niemand traute sich, es hervor zu ziehen. Damit ist es nun vorbei. Die Rede ist von "Schwarzbauten" im Grünen. Baudezernent Reiner Kilgen nennt sie "Hütten im Außenbereich". Sie sollen weg. So will es das Gesetz. Doch bevor die Aktion überhaupt begann, regte sich bereits Widerstand. Weiterer Ärger ist programmiert, da macht sich Bürgermeister Kilgen keine Illusionen.
Von Horst Schaefer
NEUWIED. Er könne gar nicht anders, als sich des Themas anzunehmen, wirbt der Baudezernent um Verständnis für das, was auf Erbauer und Besitzer von illegalen Hütten, Buden, Schuppen, Wohnwagen, Gartenlauben und Häuschen im Grünen nun zukommt. Zum einen müsse er dem Baugesetzbuch Rechnung tragen. Und das erlaubt das Bauen außerhalb der geschlossenen Ortslage eben nur für wenige "privilegierte" Ausnahmen - etwa für Land- und Forstwirtschaft, Jagd oder Naherholung. Zum anderen, sagt Kilgen, liege die ehemalige Bezirksregierung Koblenz (jetzt "Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord") der Stadt seit Jahren in den Ohren, etwas gegen die ungesetzlichen Bauten zu unternehmen, deren Zahl ständig zunehme. Und schließlich, so der Baudezernent, gehe es um Gerechtigkeit: Die Stadt könne dem Einen nicht verbieten, was sie beim Anderen tatenlos dulde. Auch wenn dies über viele Jahre so gehandhabt wurde.
Fast 200 illegale Lauben, Schuppen, Hütten und alte Wohnwagen hat eine Mitarbeiterin in monatelanger Fleißarbeit ermittelt, besonders viele im Bereich Engers, Heimbach- Weis, Gladbach. Häufig kollidieren sie nicht nur mit dem Baurecht, sondern auch mit dem Natur- und dem Trinkwasserschutz.
Eigentlich sollten die Lauben- Pieper schon vor einigen Monaten angeschrieben werden. Doch dann wechselte jene Mitarbeiterin in eine andere Abteilung. Der Start wurde verschoben. Jetzt ist die Stelle im Bauamt wieder besetzt. Vor wenigen Tagen wurden die ersten 50 Briefe verschickt.
Zunächst werden die Eigentümer zur Stellungnahme aufgefordert. Welche Hütten und Lauben später tatsächlich verschwinden müssen, das stehe heute noch gar nicht fest, heißt es. Und selbst im Falle einer Abriss- Verfügung werde die Stadt "großzügige Fristen" einräumen. Die Rede ist von drei Jahren. Gleichwohl: Auch der Baudezernent rechnet durchaus damit, dass der eine oder andere Fall vor dem Verwaltungsgericht endet.
Neben der Beseitigung ungesetzlicher, oftmals hässlicher, teils sogar Trinkwasser gefährdender Missstände gehe es um "Signale" für die Zukunft, betont Kilgen: Nur wenn die Altfälle glaubwürdig bekämpft werden, lassen sich weitere Schwarzbauten verhindern. Dabei, so Kilgen, "wird jeder gleich behandelt".
Welcher Ärger dem Bürgermeister möglicherweise ins Haus steht, lässt der Widerstand aus Engers schon ahnen: Als dort vorab bekannt wurde, dass auch Werner Scheidweilers "privater Freizeitpark Silbersee" mitten im Trinkwasserschutzgebiet Engerser Feld auf Kilgens Liste der Schwarzbauten steht, erhob sich wütender Protest im Stadtteil. Neuwieds Pressesprecher Erhard Jung versucht zu beruhigen: "Auch dort wird es vernünftige Lösungen geben. Den Silbersee zuzuschütten, davon war nie die Rede."





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