EU-Programm bringt Stadt und Eignern keine Nachtei

EU-Programm bringt Stadt und Eignern keine Nachtei

Ursula Jungbluth von der Europa-Union möchte „Legendenbildung" entgegenwirken: Weder Baustop noch Enteignung

Von Horst Schaefer

NEUWIED. In der Diskussion um den Wert des Engerser Feldes als mögliches Schutzgebiet der Europäischen Union meldet sich nun auch die heimische Europa-Union zu Wort. Deren geschäftsführendes Vorstandsmitglied im Kreisverband Neuwied, Ursula Jungbluth aus Heimbach-Weis, möchte Gerüchten entgegenwirken, wonach der Stadt Schaden entstünde, falls Brüssel das Engerser Feld zum EU-Schutzgebiet erklärte.

Damit springt Frau Jungbluth, Ehefrau von Stadtrat und CDU-Abweichler Hermann-Josef Jungbluth, dem 1. Kreisbeigeordneten Dr. Ulrich Kleemann (Grüne) zur Seite, der wegen seiner Haltung in dieser Sache eben erst eine Dienstauf Sichtsbeschwerde der CDU Neuwied unbeschadet überstanden hat. Ursula Jungbluth hat sich erkundigt und kommt zu folgendem Ergebnis: Die Aufnahme des Engerser Feldes in das geplante europaweite Schutzgebietsnetz „Natura 2000" würde weder der Stadt noch den Grundstücksbesitzern Nachteile bringen. In Mainz hat die Geschäftsführerin der Europa-Union Neuwied erfahren, daß das Engerser Feld für das Programm „Fauna, Flora, Habitate" (FFH) nicht in Frage kommt, wohl aber ein "schutzwürdiges Gebiet" gemäß der EU-Vogelschutzrichtlinie ist.

Das benachbarte „Urmitzer Werth" war der EU bereits 1983 als schutzwürdig gemeldet worden. Seither sei es immer deutlicher geworden, daß in Ergänzung dazu auch das Engerser Feld für Europas Vogelschutz wichtig sei.

„Seit Jahren", so Frau Jungbluth, „listen die Landespflegebehörden (Kreis, Bezirksregierung, Land) schützenswerte Gebiete auf. Seit kurzem bestehe dafür eine „Bringschuld" nach Brüssel. Denn 1998 wurde das europäische FFH-Programm auch im Bundesnaturschutzrecht verankert.

Via Mainz und Bonn gehen Vorschläge nach Brüssel. Ein förmliches Verfahren gebe es dafür nicht, wohl aber eine gesetzliche Melde-Pflicht. Ob die in Frage kommenden und gemeldeten Areale dann tatsächlich zu EU-Schutzgebieten erklärt werden, entscheidet Brüssel. Eines sei aber klar, schreibt Ursula Jungbluth von der Europa-Union: Auch jene wertvollen Gebiete, die von der EU nicht aufgenommen werden, seien als schutzwürdig zu behandeln. Nur Entwicklungsprogramme und Zuschüsse aus Brüssel gebe es für sie dann eben nicht.

Wichtig ist der überzeugten Europäerin Jungbluth, daß es zu keiner „Legendenbildung" kommt. Deshalb betont sie: Die Planungsinteressen der Stadt werden durch die wahrscheinlich bevorstehende Anerkennung des Engerser Feldes als EU-Vogelschutzgebiet nicht beeinträchtigt. Ebensowenig müßten sich Grundstückseigentümer Sorgen machen: Weder trete ein Wertverlust ein, noch müsse etwa mit Enteignung gerechnet werden. Denn, so Ursula Jungbluth, EU-Schutzgebiete seien „keine Total-Reservate". Etwas anderes zu behaupten, sei „von der Wahrheit weit entfernt".

Rhein-Zeitung-NR, 22.03.1999



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